|
Die
Geschichte des VW Passat |
| |
|
Typ
35i alternativ B3 | |
1991
| Der
Passat VR6 - komfortabler Sechszylinder
Die dritte Generation des VW Passat wurde im Frühjahr 1988 in
Deutschland am Markt eingeführt - und eroberte noch im selben
Jahr Platz zwei der Zulassungsstatistik in der Mittelklasse. 1989
übernahm der Passat Platz eins der Mittelklasse-Hitliste von
seinem Konzernbruder Audi 80/90 und hielt diese Position auch 1990.
Vom Start weg beeindruckte der Passat mit einem Raumangebot, das es so
in der Pkw-Mittelklasse noch nicht gegeben hatte. Ein Einstieg in die
Klasse der komfortablen Reise- und Langstreckenlimousinen war
programmiert - nicht zuletzt durch eine ausgeprägte
Komfortmotorisierung. Die gibt es jetzt: den 2,8-Liter-
Sechszylinder
mit 128 kW (174 PS).
Das Konzept des neuen VW-Spitzenmotors kombiniert die Vorteile eines
Reihensechszylinders mit denen der klassischen 60- oder
90-Grad-V-Bauweise, ohne deren jeweiligen Nachteile zu
übernehmen. Wer den schlanken "VR6" zum ersten Mal unter der
Motorhaube sieht, könnte ihn glatt für einen
Vierzylinder halten. Durch seine Kompaktform eignet sich der
Wolfsburger Sechszylinder hervorragend für den Quereinbau.
Seine schmale Silhouette ermöglicht ausreichende
Verformungszonen der Karosserie sowohl vor als auch hinter dem
Triebwerk.
Mit 81 mm Bohrung und 90,2 mm Hub ist der VR6 ein
zeitgemäßer Langhuber. Zeitgemäß
deshalb, weil ein langer Kolbenhub prinzipbedingt sowohl die
Schadstoff-Rohemissionen wie auch den Kraftstoffverbrauch - und damit
den CO2-Ausstoß
- minimiert. Zudem macht ein langer Hub den Motor elastisch, das haben
die VW-Vierzylinder der letzten Jahre ausgiebig bewiesen, zuletzt der
Zweiliter-Hochblockmotor mit 85 kW (115 PS).
Beim VR6 wurde mit 240 Nm als Drehmomentmaximum bei 4200/min eine
Leistungscharakteristik gewählt, die neben ausgezeichnetem
Zugverhalten (mindestens 200 Nm stehen zwischen 2000 und 6000/min an)
eine Höchstleistung ermöglicht, wie sie in dieser
Fahrzeugklasse üblich ist.
Die beiden Zylinderreihen des VR6 stehen unter dem gemeinsamen Dach
eines Leichtmetallzylinderkopfs mit Ein- und
Auslaßkanälen in Querstrom-Anordnung. Zwei vierfach
gelagerte Nockenwellen betätigen jeweils zwei senkrecht
hängende Ventile pro Zylinder. Am VR6 war zudem ein
konstruktionsbedingtes Problem zu lösen, das sich aus der der
Enge des Spreizwinkels von nur 15 Grad ergibt. Es mussten alle
Einlaß-Kanäle in Motorlängsrichtung nach
links und alle Auslaß-Kanäle nach rechts orientiert
werden. Das ergab für jede Zylinderreihe Einlaß- und
Auslaßwege verschiedener Länge. Der Ausgleich
erfolgt auf der Saugseite in einer gemeinsamen Luftkammer durch
entsprechend versetzte Anschlußöffnungen der
Schwingrohre. Für alle Zylinder konnten damit
gleichmäßig je 420 mm lange Saugrohre hergestellt
werden. Auf der Auspuffseite übernehmen zwei
Dreifach-Sammelrohre aus Grauguß den Abtransport der
Verbrennungsgase. Hydraulische Tassenstößel - seit
nunmehr fünf Jahren ein typisches Detail der Wolfsburger
Motorenpalette - sorgen für automatischen Spielausgleich und
mindern die routinemäßigen Wartungsarbeiten.
Unter den geneigten Außenwänden des Zylinderblocks
sind die Nebenaggregate raumsparend angeordnet. So liegt die
Wasserpumpe unter den Zylindern 1 und 2. Unabhängig von der
Thermostatregelung wird der Heizungswärmetauscher
ständig durchströmt. Für stets richtige
Kühlwassertemperatur sorgen elektrische Tandemlüfter
hinter dem Kühlerblock.
Für die Gemischbildung setzt Volkswagen erstmals eine Bosch
Motronic (Typ M 2.7) ein. Dabei handelt es sich um eine Anlage, die mit
je einem Klopfsensor pro Zylinderreihe für jeden Zylinder
einzeln die Klopfgrenze ermittelt und den Zündzeitpunkt
festlegt. Die einzuspritzende Kraftstoffmenge wird für jede
Zylinderreihe separat festgelegt und zugeteilt.
Eine Anzahl von Gebern versorgt die Steuerelektronik mit den
erforderlichen Meßwerten: Drehzahl- und Kurbelwinkelsignal,
Zylindererkennung für die richtige Zuordnung für die
Einspritzung und die Klopfsensormeldung, Zündsignal,
Drosselklappenstellung, beheizte Lambdasonde für die
Abgasqualität, Temperatursensoren für Luft und
Kühlwasser. Selbstverständlich gehören auch
Leerlaufregelung und Eigendiagnose zu diesem fortschrittlichen
Motormanagement-
System. Vierstrahl-Einspritzventile in den Schwingrohren spritzen den
Kraftstoff direkt in die Ansaugkanäle.
Den Zündfunken liefert ein 30-kV-Zündsystem mit
rotierender Verteilung durch einen Zündtrafo mit integrierter
Endstufe. Die Anlage gleicht die prinzipbedingten Unterschiede in der
Ein- und Auslaß- sowie in der Brennraumgeometrie der beiden
Zylinderreihen aus.
Das serienmäßige Fünfganggetriebe wurde
für den Einsatz im Passat VR6 in der Dimensionierung dem hohen
Motormoment angepasst. Die gewählte
Übersetzungsstufung kommt dem Komfortcharakter des
Sechszylinders entgegen. Das beweist die Beschleunigung von 80 auf 120
km/h im fünften Gang in 12,5 Sekunden. In der Disziplin "0 auf
100 km/h" vergehen beim VR6 8,2 Sekunden und die
Höchstgeschwindigkeit schließlich beträgt
224 km/h (alle Werte für Passat VR6 Limousine).
Das die ansehnlichen Fahrleistungen keineswegs mit üppigem
Kraftstoffverbrauch erkauft werden, zeigen die DIN-Verbrauchswerte.
12,5 l/100 km lautet der Wert für den Stadtzyklus; 7,4 bzw.
9,0 l/100 km beträgt der Kraftstoffkonsum bei konstant 90 bzw.
120 km/h. Bei der Ermittlung dieser Werte wurde unverbleites
Superbenzin mit 95 Oktan (ROZ) verwendet, für das der VR6
ausgelegt ist (alle Angaben für Passat VR6 Limousine).
Neben dem serienmäßigen
Fünfgang-Schaltgetriebe wird es den Passat VR6
voraussichtlich gegen Jahresende auch mit einem
elektronisch-hydraulisch gesteuerten Viergang-Automatikgetriebe geben.
Der hohe Komfortanspruch an den ersten VW-Sechszylinder einerseits und
aggregatbedingt höhere Achslasten andererseits machten eine
ganz neue Fahrwerksabstimmung nötig. Dabei wurde trotz einer
entsprechenden Dimensionierung aller Teile die Reibung drastisch
reduziert; an der Vorderachse beispielsweise um 40 Prozent
gegenüber dem Passat 16V. Mitverantwortlich für
dieses Ergebnis ist eine Verlängerung des
Federbeinbehälters zur Minderung der inneren Reibkraft sowie
eine Reibwertabbau durch Teflon-Einsatz am Dämpferkolben und
der Kolbenstangenführung.
Bei der neuen Abstimmung der Dämpfer stand ebenfalls deutlich
der Komfort im Vordergrund. So ergibt sich eine im Vergleich zum eher
sportlichen Passat 16V mit 100 kW-Vierventil-Vierzylinder eine deutlich
niedrigere Dämpfungsrate in der Zugstufe, an der Vorderachse
noch ausgeprägter als an der Hinterachse. Das Gesamtpaket der
Neuabstimmung, zu dem auch vorgekrümmte und deshalb sensibler
ansprechende Federn vorn gehören, führte zu einer
Fahrwerksauslegung, die den Komfortcharakter des neuen Passat VR6
gezielt unterstützt. Zur Serienausstattung des Passat VR6
gehören Fünfloch-Leichtmetallräder der
Größe 6x15 Zoll, auf die Breitreifen 205/50 R 15 V
aufgezogen sind.
Für Kunden, die die Ladekapazität ihres Passat oder
Passat Variant häufig ausnutzen, gibt es außerdem
eine pneumatische Niveauregelanlage als Sonderausstattung. Dabei
beschränkt sich VW nicht, wie bisher üblich, auf
zusätzliche Luftbälge zur Unterstützung der
Stahlfedern, sondern ersetzt die komplett durch Luftfederelemente.
Neben dem automatischen Niveauausgleich garantiert die Luftfederung im
leeren wie beladenen Zustand gleichbleibende sichere Fahreigenschaften.
Bei der leistungsstarken Bremsanlage des Passat VR6 ist die
Blockierfreiheit dank ABS selbstverständlich
serienmäßig. Für hohe Standfestigkeit
sorgen die innenbelüfteten Scheiben vorn mit 280 Millimeter
Durchmesser. Die Bremsbeläge wurden um 25 Prozent
gegenüber denen des Passat 16V verstärkt.
Scheibenbremsen hinten sind ebenso serienmäßig wie
der hydraulische Bremskraft-
verstärker mitsamt lastabhängigem Bremsdruckminderer
für die Hinterachse zum Ausgleich der dynamischen
Achslastverlagerung beim starken Bremsen.
Für uneingeschränkte Traktion auch unter
widrigen
Fahrbahnbedingungen sorgt das ebenfalls serienmäßige
EDS. EDS heißt elektronische Differentialsperre und nutzt die
elektronischen Komponenten des Antiblockiersystems. Wenn auf einseitig
glatter Fahrbahn beispielsweise das rechte Vorderrad durchdrehen will,
bremst EDS es ab und leitet die überschüssige
Antriebskraft auf das linke Vorderrad. Besonders vorteilhaft ist bei
dieser "elektronischen Sperre", dass sie weder das Fahrverhalten
negativ beeinflusst noch den Lenkkomfort beim Anfahren
beeinträchtigt.
Mit seinem großzügigen Raumangebot und seinem
beispielhaften Fahrkomfort hat sich der Passat eine herausragende
Position in der Mittelklasse erobert. Hinter dem Frontantriebsblock,
der auch als Sechszylinder nichts von seiner Kompaktheit
eingebüßt hat, kommt das, was Kommentatoren als
"Raumwunder" bezeichnet haben. Zusammen mit der komfortablen GL- oder
der mehr sportlichen GT-Ausstattung fährt der große
Sechszylinder-Passat bereits klar in Richtung obere Mittelklasse.
Während in der komfortbetonten GL-Version
grundsätzlich Velours-Bezüge auf den normalen
Passat-Sitzen Verwendung finden, bekommt der GT-Käufer
serienmäßig Sportsitze vorn mit normaler
Stoffbespannug. Beide Ausstattungen können wahlweise gegen
Mehrpreis mit Lederausstattung geliefert werden. Die praktische, 1/3 zu
2/3 klappbare Rücksitzbank und -Lehne bekommt der VR6
grundsätzlich mit auf die Reise, ebenso natürlich die
Servolenkung.
Zur Serienausstattung des Passat VR6 und des Passat Variant VR6 in GL-
und GT-Ausführung zählen weiter das Lederlenkrad, der
Armatureneinsatz mit elektronischem Tachometer, der Drehzahlmesser und
die Multifunktionsanzeige sowie die Zentralverriegelung
einschließlich Safe-Sicherung. Auch ABS, die elektronische
Differentialsperre EDS sowie die
Fünfloch-Leichtmetallräder mit Breitreifen hat jeder
VR6. | zurück |
|