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Die
Geschichte des VW Passat |

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Typ
35i alternativ B3 | |
1989
| Der
Passat 1,9 Liter-Diesel - Sparsamer Leisetreter
"Die Ansprüche sind auch bei Diesel-Fahrzeugen
kräfitg
gestiegen."
Auf diesen einfachen aber treffenden Nenner bringen die
Marketing-Verantwortlichen von VW das, was sich in den vergangenen drei
bis vier Jahren "am Markt" getan hat. "Diesel-Fahrer wollen", so die
Wolfsburger Marktstrategen, "keine Kompromisse mehr eingehen. Komfort,
sprich Laufkultur und Geräuscharmut, müssen dem des
vergleichbaren Modells mit Otto-Motor ebenbürtig sein. Und die
bekannt günstige Wirtschaftlichkeit des Diesels soll dabei
natürlich genauso wenig auf der Strecke bleiben wie die
Umweltfreundlichkeit."
Für die Volkswagen-Entwickler waren diese Erkenntnisse ein
Auftrag. Zwar verfügt VW als einer der führenden
Hersteller
von Diesel-PKW auf der Welt über einen modernen 1,6
Liter-Diesel-Motor mit und ohne Turboaufladung. Doch ein
hubraumgrößerer Selbstzünder hat als
Ergänzung im
Repertoire noch gefehlt.
Der ist jetzt da und begründet eine neue VW
Passat-Modell-Variante. Es handelt sich dabei um einen 1,9
Liter-Saug-Diesel. Dieses Aggregat wurde auf Basis des bestehenden
"kleinen" VW-Diesel-Triebwerkes entwickelt. Die Ergebnisse zeigen, dass
sich die Entwicklungsarbeit gelohnt hat.
Hervorstechende Merkmale sind die enorme Wirtschaftlichkeit
(Drittel-Mix-Verbrauch 6,1 Liter/100 km), das hohe Maß an
Umweltfreundlichkeit sowie der verblüffende
Geräuschkomfort.
Der jüngste VW-Diesel-Motor beweist, dass er sich im
Muskel-Vergleich gegenüber der Konkurrenz nicht zu verstecken
braucht. Mit einem maximalen Drehmoment von 127 Newtonmeter rangiert er
an der Spitze aller 1,9 Liter-Diesel und dabei ist so gut wie kein
Ruß sichtbar.
Zunächst ist die neue Motorisierung im Passat vorgesehen,
für
den weiterhin die Turbo-Diesel-Variante mit Ladeluftkühlung
und 80
PS Leistung im Programm bleibt.
Für Dr. Hermann Oetting, Leiter der Aggregate-Entwicklung, ist
der
neue VW-Diesel-Motor ein "Meilenstein unter den Wirbelkammer-Motoren."
Einer der Gründe dafür sind die vorbildlich niedrigen
spezifischen Emissionswerte. Bei einem enormen maximalen Mitteldruck
von 8,4 bar erzielt der 1,9 Liter-Selbstzünder geradezu
frappierende Ergebnisse, was das Rauch-Verhalten anbetrifft.
So kann das berüchtigte Volllast-Rußen beim Passat
1,9 D so
gut wie nicht registriert werden. Überhaupt wird
über das
gesamte Drehzahlband hinweg so gut wie kein Ruß sichtbar. Bei
diesem neuen VW-Aggregat entfällt ganz einfach der
für die
Umwelt so lästige Diesel-Qualm. Die aus dem Rauch-Kennfeld
hervorgehenden maximalen Rußzahlen von weniger als 2,5
(Bosch) -
sie geben Auskunft über den Schwärzungsgrad des
Abgases -
belegen diesen guten Eindruck auch mit unbestechlichen
Meßergebnissen.
Speziell die sogenannten Ruß-Partikel sind es im
übrigen,
die den Diesel-Motor ins negative Gerede gebracht haben. Bei den
anderen Bestandteilen des Abgases, wie Kohlenmonoxid und bei den
Kohlenwasserstoffen, liegen Diesel-Motoren ohnehin
grundsätzlich
günstiger als beispielsweise Ottomotoren mit geregeltem
Dreiwege-Katalysator.
Der neue VW Passat 1,9 Diesel darf sich also mit Fug und Recht den
Stempel eines umweltfreundlichen Fahrzeugs aufdrücken lassen,
denn
er unterbietet nicht nur heute schon die für die 90er Jahre
gültigen strengen EG-Grenzwerte für
Rußpartikel-Emissionen (0,8 g/Test) um rund die
Hälfte,
sondern selbst due entsprechenden US-Grenzwerte. Und die gelten als
die weltweit schärfsten. Dies erreichten die VW-Ingenieure
ohne
zusätzliche Abgasnachbehandlung.
Die Weiterentwicklung des bestehenden 1,6 Liter- zum neuen 1,9
Liter-Motor erfolgte sowohl durch eine Anhebung des Hubs von 86,4 auf
95,5 Millimeter, als auch durch eine vergrößerte
Bohrung.
Trotz der Hubvergrößerung konnte ein
längeres Pleuel
(150 anstatt 136 Millimeter) mit Fußausgleich untergebracht
werden. Die Zylinder-Bohrung erhöhte sich um drei auf jetzt
79,5
Millimeter.
Doch wie immer bei Neuentwicklungen stecken die Kniffe im Detail. Nicht
nur zugunsten guter spezifischer Verbräuche, sondern auch um
die
Akustik des neuen Diesel-Aggregats optimal auszulegen, wurde eine
"sanfte Verbrennung" mit geänderter Einspritz-Charakteristik
realisiert. So kommen größere
Einlaßventile ebenso zum
Einsatz wie eine andere Nockenwelle mit neuer Nockenform.
Einen wichtigen Beitrag zu hoher Laufkultur, beziehungsweise
Geräuscharmut, tragen aber auch flankierende
Maßnahmen bei.
Dazu zählen im Falle des neuen Passat-Motors etwa die
akustische
Entkoppelung der Zylinderkopfhaube (dadurch entstehen keine
Membran-Effekte mehr), die Teilentkoppelung der Ölwanne oder
auch
die Versteifung des Kurbelgehäuses.
Was diese und andere Einzelmaßnahmen in der Summe bedeuten,
haben
VW-Ingenieure unter dem Stichwort "Leiselauf" zusammengefaßt.
Doch ein Begriff alleine genügt nicht, um den Fortschritt auf
dem
Akustik-Bereich zu erfassen. Erst wer den neuen Passat 1,9 D
fährt, lernt die Leistung der VW-Ingenieure wirklich
schätzen
und stellt fest, dass die Zeit der nagelnden Diesel-Ungeheuer offenbar
endgültig der Vergangenheit angehört.
Zurecht darf sich das 1,9 Liter-Triebwerk des neuen Diesel-Passat
Flüster-Motor nennen. Vergleichsmessungen fördern
überraschende Ergebnisse zutage. Zum Beispiel: Der neue
Passat-Diesel erreicht einen ebenso niedrigen Innengeräusch
Pegel
wie ein nahezu leistungsgleicher VW mit Vierzylinder-Ottomotor
(Monojet). Fazit der VW-Ingenieure: "mit kostengünstigen
Maßnahmen haben wir auf diesem Gebiet viel erreicht."
Seit die Preis-Schere wieder auseinandergeht, seit Diesel-Kraftstoff
wieder deutlich billiger ist als Benzin, kommen auch die Diesel-Fahrer
wieder "auf ihre Kosten". Beim neuen VW Passat 1,9 Diesel sogar in
zweierlei Hinsicht, denn der brandaktuelle Selbstzünder ist
nicht
nur, wie erwähnt, leise und schafstoffarm, drehmomentstark und
rauchfrei, sondern er ist auch so sparsam, wie man das von einem
modernen Diesel erwarten darf.
Die serienmäßig mit Fünfgang-Getriebe
ausgerüstete
Passat-Limousine begnügt sich bei konstant 90 km/h mit nur 4,6
Liter, bei konstant 120 km/h mit 6,4 Liter und im Stadtzyklus mit 7,2
Liter Diesel-Treibstoff pro 100 Kilometer. Die Verbräuche des
1,9
Diesel Variant sind nur geringfügig höher.
Selbst wer häufig versucht, die Höchstgeschwindigkeit
auszunutzen, wird schwerlich die Acht-Liter-Marke pro 100 Kilometer
überschreiten. Auch bei zügiger Fahrweise auf
Landstraßen dürften Tankstopps erst nach
über 1.000
Kilometern fällig werden.
Einsteigen, Starten - jetzt müsste eigentlich die Nagel-Orgie
losgehen. So erwartet man es, so kennt man viele Diesel. Fehlanzeige
beim neuen 1,9 Liter Passat Diesel. Nicht nur, dass die
Vorglühzeit kurz bemessen ist (da reicht die Zeit nicht mal
zum Anschnallen), auch Kaltstart und Kaltlaufeigenschaften lassen unter
der schräg nach vorne abfallenden Motorhaube keinen
Selbstzünder vermuten.
Im wahrsten Sinne der Worte kann sich VWs neuer hubraumstarker Diesel
sehen und hören lassen. Das heißt: keine dunkle
Wolke beim Kaltstart, keine Rauchfahne bei voll durchgetretenem
Gaspedal
auf der Autobahn und auch kein Geräuschpegel, der den
Passagieren innen oder den Passanten außerhalb des Wagens auf
die Nerven gehen könnte.
Wer indes glaubt, das neue 68 PS-Aggregat sei womöglich zu
schwach auf der Brust, um die große, 1180 Kilogramm schwere
Passat-Limousine flott zu bewegen, der irrt sich gewaltig. Dank des
sehr günstigen Drehmomentverlaufs kommt der 1,9 D-Passat recht
schnell auf Touren.
Die einzelnen Schaltstufen sind so aufeinander abgestimmt, dass im
nächsthöheren Gang jeweils der perfekte
Anschluss stattfindet und das Fahrzeug unvermindert weiterbeschleunigt.
Doch auch schaltfaules Fahren ist kein Problem: Das Triebwerk nimmt bei
jeder Drehzahl willig Gas an und Kraft ist stets genügend
vorhanden.
In punkto Fahrleistungen kann der VW Passat 1,9 Diesel als Limousine
mit einer ansehnlichen Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h
aufwarten. Die Beschleunigung auf Tempo 100 km/h wird in 19 Sekunden
absolviert. Der Variant ist etwas langsamer:
Höchstgeschwindigkeit 153
km/h, 0 bis 100 km/h in 19,4 Sekunden.
Längst ist der neue VW Passat, der Anfang 1988 Premiere
feierte, zu einem Bestseller seiner Klasse geworden. Sowohl bei der
Limousine wie auch beim Variant schätzt das Publikum vor allem
das hohe Maß an Gesamt-Komfort in Verbindung mit dem
überaus großzügigem Raumangebot.
Auch den 1,9 Liter Diesel-Motor wird es für beide Karossiere
Versionen sowie in den Ausstattungsvarianten CL und GL geben. Durch
seine enorme Wirtschaftlichkeit dürfte der neue Saug-Diesel
besonders für Behörden und den gewerblichen Einsatz
einschließlich Taxi-Unternehmen von Interesse sein.
Fällt schon die CL-Ausstattung recht üppig aus, so
zählen beim VW Passat GL bereits Zentralverriegelung,
höhen-einstellbarer Fahrersitz, Kopfstützen
für die Fond-Sitze oder die asymmetrisch geteilte, umklappbare
Rücksitzbank, die bei der Limousine eine
Vergrößerung des Gepäckraumvolumens bis zu
70 % ermöglicht, zum serienmäßigen
Lieferumfang.
Äußerlich unterscheidet sich der Passat 1,9 D nicht
von den anderen Modellen.
Gleiches gilt für das Fahrwerk. Von Haus aus verfügt
der VW Passat mit seinem bewährten Frontantrieb, mit der
Computer-entwickelten Achskinematik mit McPherson-Federbeinen und
Dreiecksquerlenkern vorne sowie einer neuentwickelten
Verbundlenker-Hinterachse über beste Voraussetzungen
für ein sicheres Eigenlenkverhalten. Im Falle des Passat 1,9 D
wurden lediglich dessen Feder/Dämpferraten auf die etwas
veränderten Gewichtsverhältnisse angepasst.
Natürlich kommt auch der Kunde des neuen Passat-Diesel in den
Genuß der Sechs-Jahre-Garantie gegen Durchrostung. Ebenso
wird eine dreijährige Gewährleistung auf die
Lackierung angeboten sowie ein Jahr "Fehlerfreiheit ohne
Kilometer-Begrenzung".
1991
| Der Passat
Kat-Diesel - sehr sauber und sparsam
Ganz auf Ökonomie und Ökologie eingestellt ist der
Neuzugang in der Passat-Familie, der 1,9 Liter-Dieselmotor mit
Turbo-Leichtaufladung, Oxidations-
Katalysator und Abgasrückführung. Seine Leistung
beträgt 55 kW (75 PS) bei 4400/min, sein maximales Drehmoment
140 Nm bei 2200 bis 2800/min. Er ist nach dem Golf bzw. Jetta
Kat-Diesel und dem kleinem 1,4-l-Selbstzünder im Polo bereits
der dritte Dieselmotor aus Wolfsburg, der den scharfen
Partikelgrenzwert von 0,08 g/km unterbietet. Somit gibt es bei
Volkswagen ab sofort in jeder Pkw-Baureihe ein extrem schadstoffarmes
Diesel-Modell.
Hauptziele der Kat-Diesel-Entwicklung waren die Unterschreitung der
anspruchsvollen Emissionsnormen für Dieselmotoren, wie sie der
US-amerikanische "FTP 75"-Test festlegt und darüber hinaus das
Unterschreiten des überaus strengen Partikel-Grenzwertes von
0,08 g/km, dessen Einhalten Voraussetzung für die vorgesehene
steuerliche Förderung in Deutschland ist. Ferner ging es um
die Vermeidung sichtbaren Schwarzrauchs, um einen weiteren Abbau der
Emissionen an Kohlenwasserstoffen und Kohlenmonoxid sowie
Geräusch und Geruchsbelästigungen.
Üblicherweise lassen sich derartige Ziele bei freisaugenden
Dieselmotoren nur durch Minderung der Einspritzmenge
und damit der Leistung - besonders in größeren
Höhen - erreichen. Volkswagen geht einen anderen Weg und
verwendet einen Turbolader. Der liefert in jedem Betriebsbereich des
Motors ausreichend Luftüberschuß und garantiert so
eine stets saubere Verbrennung, weil die Krafstoffeinspritzmenge nicht,
wie bei "Leistungs"-Turbodieseln üblich, dem höheren
Luftangebot entsprechend angehoben wurde. Aus diesem Grund
beträgt die Mehrleistung gegenüber dem freisaugenen
Basismotor mit 50 kW (68 PS) nur fünf Kilowatt (sieben PS).
Unverbrannte und teilverbrannte Kohlenwasserstoffe im Abgas sowie
Feststoffe uns die diesel-typisch riechenden Abgasbestandteile sind
bisheute mit innermotorischen Maßnahmen nur schwer zu
vermeiden. Zur Reduzierung der HC-, CO- und NO2-Emissionen setzt VW
deshalb zusätzlich einen Oxidationskatalysator ein. Insgesamt
verringern sich so beim 1,9-l-Kat-Diesel die HC-Emissionen um 60, die
CO-Emissionen um 75 und die NOx-Emissionen um 50 Prozent
gegenüber dem 1,9-l-Saugdiesel. Zudem gleich das Konzept
Leichtaufladung plus Oxidations-Kat mögliche Toleranzen in der
Produktion ebenso sicher aus wie es mangelnde oder verspätete
Wartung im Feld zumindest teilweise kompensieren kann. Die
Turboaufladung bringt noch einen weiteren Vorteil: Sie senkt das
Verbrennungsgeräusch, in dem sie die
Zündverzüge verkürzt.
Die Fahrleistungs- und Verbrauchswerte kennzeichnen den Passat
Kat-Diesel als vorbildlich sparsam bei angemessener Dynamik. 165 km/h
beträgt die Höchstgeschwindigkeit. 17,1 Sekunden
lautet der Wert für die Standardbeschleunigung aus dem Stand
auf 100 km/h. Der Kraftstoffverbrauch nach DIN beträgt 4,7
l/100 km bei 90 km/h 6,5 l/100 km bei 120 km/h und 7,6 l/100 km im
Stadtzyklus (alle Angaben für Passat Limousine).
Nicht ohne positiven Einfluß auf die guten Verbrauchswerte
bleibt die Abstimmung der Getriebe- und Achsübersetzung. Die
Gänge eins bis vier fallen in der Gesamtübersetzung
kürzer aus, was bessere Elastizität und
Bergsteigfähigkeit ergibt, während der
fünfte Gang insgesamt länger übersetzt
werden konnte, gleichbedeutend mit weniger Drehzahl, weniger
Geräusch und natürlich weniger Verbrauch.
Der 1,9-Liter-Kat-Diesel wird in der Passat Limousine und im Passat
Variant angeboten, jeweils in CL- oder GL-Ausstattung.
Unabhängig von der gewählten Ausstattungsstufe
ist
die Servolenkung stets im
serienmäßigen Lieferumfang
enthalten. | zurück |
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