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Die
Geschichte des VW Passat |
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Typ 32B
alternativ B2 | |
1980 | Der
Passat
B2, eigenwillig neu und riesengroß
Inzwischen war der Golf hinzugekommen und hatte die Hauptrolle in
Wolfsburg übernommen. Er galt als das A-Modell. Dem Passat
fiel die B-Position zu, folglich galt der erste Passat im internen
Wolfsburger Sprachgebrauch als der B1. Die Nummerierung
drängte
sich auf, weil längst am Nachfolge-Modell Passat B2 gearbeitet
wurde, das im September 1980 startete. Im herbstlichen Ascona am Lage
Maggiore (Schweiz) erschien der Neue erstmals in der
Öffentlichkeit: Passat B2 - ein großer Wagen mit
Anspruch auf die oberen Ränge in der Mittelklasse.
Wiederrum war eine Limousine mit der Linienführung eines
Fließhecks entstanden. Zugleich aber war der Variant
fertiggeworden, der noch um 12 Zentimeter länger als die
Limousine auf 4,45 Meter wuchs und damit eine unübersehbar
gute Figur im Kreise der familientauglichen Vielzweck-Autos machte. Die
Vorreiterrolle der Wolfsburger bei den Kombiwagen, die mit dem VW 1600
Variant begonnen hatte, war damit bestätigt: Fortan kam keine
andere Marke ohne ein Fahrzeug ähnlichen Zuschnitts aus.
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1980
kommt der Passat der 2. Generation auf den Markt. |
Er
war deutlich größer als das
Vorgänger-Modell. |
Der größere Passat B2, vor
allem der Variant mit
seinem üppigen Laderaum, hatte nach Verbesserungen des
Fahrwerks verlangt. Also wurde die Gelegenheit genutzt, die starre
Hinterachse über Bord zu werfen. Die Volkswagen-Entwicklung
fand zu einer raffinierteren Neukonstruktion - zur hinteren
Verbundlenkerachse, die an der Fahrzeug-Karosserie in asymmetrischen
Gummilagern aufgehängt wurde und bei Kurvenfahrten eine
gegensteuernde Eigenbewegung ausführte. Die mitlenkende Achse
sollte den Wagen davor bewahren, bei vollbeladenem Heck mit abruptem
Schwenk des Hinterteils vom Pfad der Tugend abzuweichen. Modifiziert
führte sie zu Fahreigenschaften, die noch heute als gut
bezeichnet werden dürfen.
Die Vorderachse behielt das McPherson-Prinzip der Federbeine bei, doch
wurde für den größeren Wagen nun erstmals
eine Servolenkung, bei den schwächeren Passat-Versionen als
Extra, eingeführt. Sie wurde dringend erforderlich, seitdem
die Reifen auf ihren serienmäßig kleinen
13-Zoll-Rädern in die Breite wuchsen und nachdem unter der
langen vorderen Haube des Passat der Platz für
größere und schwerere Triebwerke entstanden war.
Tatsächlich blieb es nicht bei den Vierzylindern. Zwar wurde
beim Modell-Anlauf der bescheidenste Passat noch mit dem
1,3-Liter-Motor mit 40 kW/55 PS angeboten. Mehr leistete ein
1,6-Liter-Motor mit 55 kW/75 PS. Und sparsamer war der neue
1,6-Liter-Diesel-Vierzylinder mit 40 kW/54 PS, er schon im Golf
debütiert hatte. Doch war nun auch Raum genug für den
Fünfzylinder mit zunächst 1,9-Liter Hubraum, der in
der Vergaser-Version 85 kW/115 PS leistete - und den Wagen damit auf
188 km/h brachte. Wie beim ersten Passat waren die Motoren in
Längsrichtung eingebaut. Über ihre
Wasserkühlung wurde nicht mehr debattiert. Passat und Golf
hatten bewiesen, dass auch Wasser im Auto nicht kocht und nicht
gefriert.
Der Passat B2 war größer und teurer. Rund 12.850
Mark kostete beim Start 1980 die schlichteste zweitürige
Limousine. Dabei mußte es aber nicht bleiben. Es gab
Mehrausstattungen zu kaufen. Schon tauchten erste
Leichtmetallräder in den offiziellen Preislisten auf. Zum
Viergang-Getriebe gesellte sich, zunächst als Extra, ein
treibstoffsparendes Fünfgang-Getriebe unter der Bezeichnung
4+E, wobei das E für den langen Fünften Gang und
fürs englische Economy stand.
Die Kundschaft wollte sparen, verlangte indes Leistung. Und Eigner von
Booten und Reitpferden wünschten Traktion. Also wuchs der
Fünfzylinder auf 2 Liter Hubraum an, bei unverändert
85 kW/115 PS. Das reichte, um für den Passat Variant den
frühen Quattro-Allradantrieb vorzusehen - mit einer eigens
konstruierten neuen Hinterachse und mit einem schlichten
Kegelrad-Differential zum Ausgleich zwischen vorn und hinten. Ende 1983
lief der erste allradgetriebene Passat und durfte 1800 Kilo in Schlepp
nehmen. Die Synchronisation der beiden Antriebs-Achsen führte
zum Namen: syncro.
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Der
Passat Variant syncro |
Inzwischen hatte
sich die Welt bewegt. Umweltschutz lautete die Parole.
Bleifreies Benzin wurde verordnet, um schadlos Katalysatoren betreiben
zu können. Anfang 1984 lieferte Volkswagen die ersten
Passat-Versionen mit Katalysator an Behörden und wenige
private Kunden aus. Begonnen wurde mit ungeregelten Katalysatoren, die
sich schlicht in den Abgas-Trakt einbeziehen ließen. Es
folgten wirksamere Kats, die eine Einspritzanlage zur exakten Regelung
der Treibstoff-Zufuhr erforderten. Mit Vergasermotoren war nicht
länger Staat zu machen. Der Fünfzylinder wurde auf
2,2 Liter Hubraum aufgestockt und kam durch Benzin-Einspritzung auf 100
kW/136 PS mit dem Ergebnis, dass der Passat GT auf eine
Höchstgeschwindigkeit von 200 km/h vorstieß.
1982 | Der
Passat
B2
als Santana, ein Millionen-Erfolg in China
Unterdessen war ein Ereignis eingetreten, dessen Folgen in Deutschland
kaum Beachtung fanden. Schon 1982 hatte Volkswagen dem Passat B2 eine
Stufenheck-Version zugesellt, die nach einem kalifornischen
Fön-Wind zu ihrem Namen kam: Santana.
In Europa konnte sich die große unkonventionell gestylte
Limousine nicht durchsetzen, obwohl sie in ihrer Technik dem beliebten
und auf der Höhe der Zeit befindlichen Passat entsprach.
Dafür fand sie Aufmerksamkeit in China und leitete eine
Geschäftsbeziehung ein, wie sie sich
zukunftsträchtiger nicht
wünschen ließ.
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Die
1981 vorgestellte Stufenheck-Version des Passat wurde auf den Namen
Santana getauft. | Das
Modell läuft heute noch unter dem Namen Santana 3000 in China
vom Band. |
Die Produktion des Santana
war noch nicht begonnen, als eine Delegation
chinesischer Wirtschaftsführer in Wolfsburg eintraf und
Interesse
am Bau eine Volkswagen-Modells in China zeigte. Aber bitte nicht
irgendein Modell, sondern das neueste! Neu, in diesem Augenblick, war
der Santana - dem die chinesischen Abgesandten mit Begeisterung
zustimmten. Die Gespräche verliefen herzlich. Kooperation und
Bau
eines gemeinsamen Automobilwerks wurden besiegelt.
Die Folge: Volkswagen ist heute der größte
Automobil-Hersteller in China. Der Santana wurde zum Auto der
chinesischen Führungsschicht und wird bis heute - in leicht
modifizierter Version - als Santana 3000 gebaut.
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Der
Santana 3000 |
| Dank
an Michael für die Fotos! |
Damit ist der
Passat B2 das erfolgreichste Modell der
Passat-Geschichte. Die Gesamtziffer addiert sich auf über 3,1
Millionen, obwohl die deutsche Produktion nach acht Jahren auslief. In
Anbetracht neuer Erfordernisse schien ein Modellwechsel dringend
geboten. Also präsentierte Volkswagen im Frühjahr
1988, wegen
des für Testfahrten erwünschten guten Wetters in
Nizza, den
Passat B3 - eine technisch überraschende Neuorientierung.
Chronologie:
1980
| November:
Präsentation des neuen Passat | 1981 | Januar:
Vorstellung der Formel E August:
Einführung des 1,6-Liter Motors (70 PS) September:
Auf der
IAA präsentiert VW das neue
Stufenheck-Modell Santana | 1982 | August:
Markteinführung des Turbodiesels mit 70 PS November:
Volkswagen schließt einen Grundlagenvertrag mit der
Shanghai Tractor & Automobile Corporation und der Bank of China
Shanghai Branch über die Montage des Santana in China ab. |
1983 | In China
läuft der erste Santana vom Band | 1984 | 1. Juli:
Der
3.000.000 Passat verlässt das Werk in Emden |
1985 | Januar:
Produktaufwertung: neue Front, neues Heck, Namensänderung von
Santana in Passat Stufenheck, erweiterte Innenausstattung, Modelle
ausschließlich viertürig, neue Motor-Versionen:
2,2-Fünfzylinder mit 136 PS, Passat Variant CL syncro 1,8 l
mit 90 PS März:
Passat
1,8 l 90 PS mit geregeltem Katalysator erscheint Mai:
Kar-Nachrüstpaket steht zur Verfügung Juli:
Neue Motoren:
2,2 Liter 115 PS sowie 2,2 Liter 120 PS
für den GT syncro
Elektronisch geregeltes ABS für den
Passat syncro 1.
September: die
mit chinesischen Partnern errichtete neue Firma
Shanghai-Volkswagen-Automotive Company fertigt das VW-Modell Santana
| 1987 | 4. März:
Der 4.000.000 Passat wird in Emden produziert. Von der
Gesamtstückzahl sind fast 2,5 Millionen Limousinen mit
Schräckheck, 376.000 Limousinen mit Stufenheck und knapp 1,2
Millionen Variant-Modelle. |
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